Analog zum Verbreitungsworkshop in Dresden im November 2023 fanden am 18.01.2024 beim Projektpartner Berufsbildungszentrum Chemie (bbz) in Berlin und am 12.03.2024 beim Projektpartner Ausbildungsverbund Olefinpartner gGmbH (AVO) in Schkopau zwei weitere Veranstaltungen dieser Art statt.
Vertreter:innen aus über 20 Unternehmen nutzten in jeweils vier Workshops die Gelegenheit, im Projekt CLOU entstandene Bildungsprodukte kennenzulernen und sich dazu intensiv mit den einzelnen Projektpartnern auszutauschen.
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Auf großes Interesse stießen, wie auch schon in Dresden, die Konzepte der Kolleg:innen der Technischen Universität Dresden zur Qualifizierung der/des Fachexpert:in Ausbildung und Fachexpert:in Weiterbildung.
Nachdem die anwesenden Unternehmens-vertreter:innen einen umfassenden Einblick in die Umsetzung dieser Bildungsangebote mit modernen Lehr- und Lernformaten erhielten, ging es in den gemeinsamen Austausch.
Die Inhalte und Methoden des Konzeptes der/des Fachexpert:in Ausbildung wurden gut angenommen und ein Bedarf für diese Fortbildung bestätigt. Das Projektteam der TU Dresden bekam zu dem viele wertvolle Impulse hinsichtlich der technischen Umsetzung sowie zu Fragen der Finanzierung und Freistellung der Mitarbeiter:innen.
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Am Qualifikationskonzept Fachexpert:in Weiterbildung schätzten die Teilnehmer:innen das authentische Storyboard in Verbindung mit den nachvollziehbaren Fallstudien sowie den abwechslungsreichen Lehr- und Lernmaterialen. Deutlich wurde aber auch, dass längst nicht alle betrieblichen Anstrengungen zur Weiterbildung des Personals überhaupt mit Weiterbildung assoziiert werden.
Häufig werden Elemente der Weiterbildungsplanung, der Lernprozessbegleitung u.v.m. zunächst als Routine und übliche Arbeitsabläufe betrachtet und erst in Auseinandersetzung mit dem genannten Qualifikationskonzept als zu professionalisierendes Handlungsfeld identifiziert. Der modulare Aufbau des Konzepts wurde gelobt, weil es auf die diversen betrieblichen Bedarfe reagiert: Während Weiterbildungsaufgaben zuweilen in Personalunion bearbeitet werden, sind häufig unterschiedliche Personen bspw. für Finanzierung und für Programmplanung in Verantwortung. Dem Qualifikationskonzept Fachexpert:in Weiterbildung gelingt es damit, auf verschiedenste betriebliche (Weiterbildungs-)Strategien zu reagieren. Bestätigt wurde vor allem der Qualifizierungsbedarf für Ausbildende, welche pädagogische Aufgaben neben ihrer eigentlichen fachlichen Tätigkeit wahrnehmen.
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Unstrittig ist die Beachtung von Arbeits- und Anlagensicherheit im Berufsalltag und dass jede Person am eigenen Arbeitsplatz dafür Verantwortung trägt. Nach Vorstellung des entsprechenden Qualifizierungskonzeptes durch Mitarbeiterinnen der SBG Dresden, wurde diskutiert, ob der Bedarf des/ der Berufsspezialist:in für Anlagen- und Arbeitssicherheit in den teilnehmenden Unternehmen besteht. In Berlin war dabei die Erkenntnis, dass die Rolle sehr gut in kleine und mittelständische Unternehmen passt, da diese meist keine firmeneigenen Verantwortlichen für die Arbeitssicherheit haben und in großen Betrieben mit Konzernstruktur zu viele interne Compliance-Regeln zu beachten sind. In Schkopau wiederum ergab sich in der Diskussion die Rückmeldung, dass große Firmen ohne Konzernstruktur womöglich mehr Anwendungsfälle für den/die Berufsspezialist:in für Anlagen- und Arbeitssicherheit haben, weshalb der Zielgruppen-Fokus auch auf diese Unternehmensgröße gesetzt werden könnte.
Die Diskussionspartner:innen an allen Standorten waren sich einig, dass die Rolle des/der Berufsspezialist:in für Anlagen- und Arbeitssicherheit dem Grundsatz der Mitwirkungspflicht in der Arbeitssicherheit nachkommt und dass damit das „notwendige Übel“ besser umgesetzt werden kann. Das vorgestellte Fortbildungskonzept wurde als realistisch eingeschätzt, auch wenn berufsbegleitende Qualifizierungen immer eine zeitlich befristete sowie berufliche Mehrbelastung für die Mitarbeiter:innen bedeuten.
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Das von der Technischen Universität Darmstadt entwickelte betriebliche Kompetenzmesstool wurde nach dessen Vorstellung von Vertreter:innen der Chemie-, Pharma- sowie Metall- und Elektrobranche auf verschiedenen Endgeräten getestet. Die Anwendung funktionierte problemlos und bekam seitens der Anwender:innen positive Resonanz. Die Unternehmensvertreter:innen können sich grundlegend vorstellen, das Tool im betrieblichen Alltag einzusetzen, der größte Mehrwert wird für den Einsatz in der beruflichen Ausbildung gesehen. Das Kompetenzmesstool lässt sich ebenso zur Personalentwicklung oder in der Weiterbildung nutzen. Mithilfe des Tools können überfachliche (personale, soziale, digitale) Kompetenzen im betrieblichen Alltag diagnostiziert werden, wodurch die individuelle Entwicklung der Azubis oder Angestellten gefördert werden kann. Ebenfalls ein digitales Messtool – hier zu fachlichen Kompetenzen im Hochschulbereich – wurde von der HTW Dresden vorgestellt. Auch hier gab es Zuspruch seitens der Teilnehmer:innen.
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Vor allem Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie sprachen die Fortbildungen zum/zur Geprüften Berufsspezialist:in für Chromatografie bzw. Spektroskopie (IHK) an, die im Projekt entwickelt wurden und gegenwärtig beim AVO in Schkopau mit 17 Teilnehmer:innen erprobt werden. Die Diskussion machte deutlich, dass eine solche Fortbildung den Nerv der Branche trifft und von den Unternehmen unterstützt wird.
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Die Inhalte wurden als passend bestätigt, vor allem die Kombination aus Expertenwissen und Methodik der Wissensweitergabe kristallisiert sich in der gegenwärtigen Fachkräftesituation als großer Mehrwert für die Unternehmen heraus. Feine Unterschiede ergaben sich in der Diskussion darüber, wie Beschäftigte mit weiterführenden Abschlüssen, wie Bachelor Professional oder Master Professional, im Labor eingesetzt werden könnten bzw. sollten.
Bis zum Projektende am 30.11.2024 werden die Projektpartner:innen die erhaltenen Inputs prüfen und ggf. in ihre Angebote integrieren.